indischer Tanz.

indischer Tanz.
ịndischer Tanz.
 
In seiner klassischen Form ist der indische Tanz des Hindugottesdienstes Anbetungsform der Gläubigen und Tempeltänzerinnen (Devadasis). Für die Ritualtänze ist das Götterpaar Shiva und Parvati Vorbild. Den kosmischen Schöpfungstanz Tandava (Ausdruck des Handelns und der Kraft), durch den Shiva als König des Tanzes (Nataraja) die Welt erschuf, ergänzt die anmutige Form Lasya (Ausdruck der Liebe und Schönheit) seiner Gattin. Als weitere wichtige Elemente bestimmen Nritta (Tanz mit rein abstrakten Bewegungen) und Nritya (mimischer Tanz, der Gefühle ausdrückt) den klassischen indischen Tanz. Die Inhalte entstammen den Sanskritepen und vielen Legenden, deren Texte von einem Sänger mit Trommel- und Saiteninstrumentbegleitung vorgetragen werden. Die Dramaturgie des Tanzes nach dem Natyashastra (2.-5. Jahrhundert; Bharata zugeschrieben), in der auch das Umfeld des Theaters einen breiten Raum einnimmt, beschreibt bereits 108 Tanzhaltungen. Die Abhandlung »Abhinayadarpana« (5.-10. Jahrhundert) ist mit ausführlichen Beschreibungen der Handgesten (Mudras) und übrigen Körperbewegungen dann ausschließlich dem Tanz gewidmet. Die bedeutendsten heute noch gepflegten Tanzstile sind: Bharata Natya (nach dem Natyashastra) aus Südindien, Kathakali (pantomimisches Tanzdrama) aus Kerala, Kathak aus Nordindien, Manipuri aus Manipur, Odissi aus Orissa, Kuchipudi aus dem gleichnamigen Dorf in Andhra Pradesh. Neben den klassischen Tänzen bewahrte Indien variationsreiche Volks- und Stammestänze, die sich nach Staaten, Berufen, Kasten und Stammesgruppen unterscheiden. - Die Ritualtänze verweltlichten zum Teil, dienten den Feudalherren als Schau- und den Nac-Mädchen als Reiztänze, manche Tempeltänzerinnen wurden käuflich. 1947 erließ die Regierung ein Gesetz, das die Weihe kleiner Mädchen an Tempel verbietet. - Seit der Unabhängigkeitserklärung nimmt sich die Regierung über die halbstaatliche Sangit-Natak-Akademie für Musik und Tanz der Erhaltung von Tänzen an. Auch private Tanzschulen in allen größeren Städten bemühen sich darum.
 
 
E. Rebling: Die Tanzkunst Indiens (Neuausg. 1982);
 V. Rao: Abbild des Göttlichen. Bharata Natyam - der klass. i. T. (1987);
 F. Baldissera u. A. Michaels: Der i. T. (1988).

Universal-Lexikon. 2012.

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